Vom Schlag getroffen

250.000 Deutsche trifft er jedes Jahr,
mit teils verheerenden Auswirkungen
 

Das Gehirn ist eine fragile Angelegenheit. Zum einen sind seine Nervenzellen auf die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen von außen angewiesen – einen eigenen Energiespeicher haben sie nicht. Geht hier etwas schief, sterben die Neurone schnell ab. Und damit sind wir beim zweiten Problem: Im Gehirn wachsen nach einer Schädigung keine Nervenzellen nach.

Bei einem Schlaganfall werden gleich beide Schwachpunkte adressiert: Ob ein Blutgefäß platzt (hämorrhagischer Infarkt) oder durch ein Blutgerinnsel verschlossen wird (ischämischer Schlaganfall) – die Versorgung fällt aus und die Nervenzellen sterben ab. Welche Folgen das für den Patienten hat, hängt von Ort und Ausmaß des Schlaganfalls ab. Manche bleiben nahezu unbemerkt, bei anderen fällt eine ganze Körperhälfte aus. Fast jeder Zweite stirbt innerhalb von fünf Jahren.

Zwar hat die Medizin in Akuttherapie und Reha große Fortschritte gemacht, doch nach wie vor wissen wir zu wenig über die zugrunde liegenden Prozesse – und je mehr wir wissen, desto mehr Leid können wir verhindern. Bisher stehen vor allem die Neurone und ihre Netzwerke im Mittelpunkt der Forschung, doch in den letzten Jahren rückt mit den Gliazellen eine weitere Gruppe von Gehirnzellen in den Fokus. Da wären ganz direkt die Astrozyten, die das Bindeglied zwischen Blutgefäß und Neuron stellen und für dessen Versorgung zuständig sind. Nach einem Schlaganfall werden dann die Mikroglia wichtig, die Immunzellen des Gehirns, die die abgestorbenen Neurone entsorgen. Leider auch solche, die noch zu retten wären …

Die DFG-Forschungsgruppen 2795 " Synapsen unter Stress" und 2879 "Immunostroke" untersucht diese Prozesse im Detail – als Verbund von Grundlagenforschung und klinischer Forschung. Bei 250.000 betroffenen Deutschen jedes Jahr ein ungemein wichtiges Thema, dessen aktuellen Wissensstand wir hier in einer Kooperation vorstellen. 

Die Eckdaten hat Michael Simm hier zusammengefasst.