Der Parietallappen
Der Parietal-, der Scheitellappen, liegt hinter dem Frontallappen, von diesem durch die Zentralfurche getrennt. In diesem Scheitellappen enden mit der protopathischen und der epikritischen zwei wichtige Nervenbahnen, die Empfindungen des Körpers vermitteln. Doch die Aufgaben des Scheitellappens gehen weit über den Körper hinaus.
Scientific support: Prof. Dr. Herbert Schwegler
Published: 09.09.2011
Difficulty: intermediate
Im Parietallappen residiert einerseits die Somatosensorik: Was der Körper fühlt, wo sich eigene Gliedmaßen befinden und in welcher Stellung, dies ist Aufgabe der Propriozeption und des primären somatosensorischen Cortex. Der posteriore Parietallappen setzt diese Information ins Verhältnis zu Nah- und Fernbereich der Umwelt. Bei Störungen hier kann es zu einem Neglect kommen – dem Nichterkennen eigener Gliedmaßen oder einer Hälfte der Umwelt.
Cortex
Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex
Cortex bezeichnet eine Ansammlung von Neuronen, typischerweise in Form einer dünnen Oberfläche. Meist ist allerdings der Cortex cerebri gemeint, die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.
Wo Temporal- und Parietallappen sich treffen, am Ende der Sylvischen Furche, geschehen merkwürdige Dinge. Zumindest, wenn man diese so genannte temporoparietale Junction (TPL) mit Elektroden reizt. Dies tat Olaf Blanke in Lausanne bei einer jungen Epilepsiepatientin. Diese hatte daraufhin das Gefühl, hinter ihr stünde ein „Schatten“, der all ihre Handlungen nachahme, der aber auch einen eigenen Willen hätte. Eine Art Geist. Patienten mit einer Schädigung in dieser Region berichten auch häufiger von außerkörperlichen Erfahrungen, sogar das berühmte Schweben über dem eigenen Körper wird berichtet.
Bedeutet dies nun, dass es Gespenster gibt oder der Geist tatsächlich den Körper verlassen kann? Gänzlich ausschließen kann die Naturwissenschaft dies natürlich nicht, doch eine näherliegende Vermutung wäre, dass die Einheit von Körper und Geist in diesem Teil des Gehirns verhandelt wird.
Das Verhältnis zum eigenen Körper
Der Mensch ist natürlicher Dualist: schon kleine Kinder erleben sich selbst – ihren Geist – getrennt vom Körper. Dieser intuitive Dualismus wurde von René Descartes (1596−1650) zu Beginn der Neuzeit mit der Beobachtung untermauert, dass er sich zwar den kleinen Finger abschneiden könne, aber immer noch René Descartes sei. Die dualistische Position gilt als überholt, heute gibt es nur noch wenige Philosophen, die den Geist vom Körper – oder besser – vom Gehirn getrennt sehen. Doch indirekt stellt sich die Frage eines anderen Dualismus, dem von Kopf und Körper: Wie kann das Gehirn all die verschiedenen Informationen aus Körper und Umwelt verarbeiten und in ein schlüssiges Erleben integrieren?
Der Körper liefert eine Fülle an Informationen. So verfügt die Haut über Rezeptoren für Temperatur und Schmerz, Tast– und Druckempfindungen. Die meisten dieser Signale erreichen das Gehirn über die so genannte protopathische Bahn. Die epikritische Bahn liefert feinere Tastempfindungen, dazu Informationen aus dem Bewegungsapparat, also über die Aktivität von Sehnen und Muskeln – und damit die Position der einzelnen Körperteile. Hier sehen wir neben den fünf Sinnen für die Außenwelt einen sechsten am Werk: die Propriozeption, den Sinn für uns selbst, die Eigenwahrnehmung. Beide Bahnen laufen größtenteils über das Rückenmark, kreuzen dann und liefern so jeweils Signale von der kontralateralen Körperseite, so dass der linke Parietallappen über das Rückenmark Informationen der rechten Körperseite erhält und umgekehrt.
Die primäre somatosensible Rinde
Im Parietallappen lassen sich zwei größere Areale unterscheiden. Das erste ist die primäre somatosensible Rinde – der Gyrus postcentralis –, der Projektionsort von protopathischer und epikritischer Bahn. Wie auch im motorischen Cortex bleibt die somatotopische Anordnung erhalten, es ergibt sich eine neuronale Karte des Körpers. Die Größe des einzelnen Gebietes spiegelt die Sensibilität der entsprechenden Struktur: Hand und Kopf sind jeweils sehr groß repräsentiert, da dort die Rezeptorendichte besonders hoch ist. Der restliche Körper ist eher klein abgebildet.
Läsionen im Gyrus postcentralis führen gemäß ihres Vorkommens zu einer eingeschränkten Empfindungsfähigkeit des repräsentierten Körperteils. Das betrifft Berührung, Druck und Temperatur. Leider wird die Schmerzempfindung am wenigsten beeinträchtigt.
Cortex
Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex
Cortex bezeichnet eine Ansammlung von Neuronen, typischerweise in Form einer dünnen Oberfläche. Meist ist allerdings der Cortex cerebri gemeint, die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.
Recommended articles
Der posteriore parietale Cortex
Während die Propriozeption Aufgabe der primären somatosensiblen Rinde ist, erweitert sich im posterioren parietalen Cortex, so zu sagen, der beobachtete Raum und schließt die Umwelt mit ein. Hier werden propriozeptive, auditive, und vestibuläre Informationen integriert, also zu einem größeren Ganzen zusammengefasst. Besonders wichtig sind zusätzlich visuelle Informationen der dorsalen, der Wo-Bahn und der ventralen, der Was-Bahn. So entsteht ein dreidimensionales Bild der Umwelt, das permanent auf den neuesten Stand gebracht wird und uns so die gezielte Bewegung erlaubt. Das betrifft sowohl den Nahbereich, als auch die Entfernung.
Diese Wahrnehmungsintegration klingt einfacher, als sie ist: wir unterhalten uns mit Freunden, während wir ihnen etwas zu essen anbieten: „Nein danke, kein Salat, aber gerne noch etwas Soße …“ Hier müssen zahlreiche Bewegungen – zum Beispiel die der Augen – mit auditivem und visuellem Input koordiniert werden. All das geschieht in einem Raum voller Objekte: Salatschüssel und -besteck, Teller und die große Pfeffermühle, die immer im Weg steht. All das erfordert vom Gehirn eine stimmige Abbildung von Körper und Außenwelt und hier spielen die Assoziationscortices des posterioren parietalen Cortex die entscheidende Rolle. Eine Besonderheit betrifft Zahlen – hier scheint der intraparietale Sulcus eine wichtige Rolle zu spielen.
Klinisch stellen sich Läsionen des posterioren Parietallappens auf vielfältige Weise dar: Ist die rechte Seite betroffen, kann es zu teils massiven Störungen der Orientierung kommen. Besonders auffällig sind die Folgen rechtsseitiger Läsionen des unteren Parietallappens – sie können zu einem so genannten Neglect führen: die Patienten nehmen dann große Teile des linken Gesichtsfeldes nicht mehr wahr, zeichnen beispielsweise von einer Uhr nur die rechte Seite, essen nur, was rechts auf dem Teller liegt oder nehmen sogar die gesamte linke Körperhälfte nicht mehr wahr. Auf Schädigungen in diesem Bereich sind einige kuriose Berichte zurückzuführen, wenn Patienten beispielsweise ein fremdes Bein bei sich im Bett finden. Schädigungen der dominanten, also meist der linken Hemisphäre können zu einer Apraxie führen: Die Patienten sind nicht mehr in der Lage, gelernte Bewegungsabläufe auszuführen, wie das Servieren von Salat. Je nach Ort und Umfang der Läsion können auch mathematische Defizite auftreten und es kann sogar zu einem Verlust des abstrakten Denkens kommen.
Cortex
Großhirnrinde/Cortex cerebri/cerebral cortex
Cortex bezeichnet eine Ansammlung von Neuronen, typischerweise in Form einer dünnen Oberfläche. Meist ist allerdings der Cortex cerebri gemeint, die äußerste Schicht des Großhirns. Sie ist 2,5 mm bis 5 mm dick und reich an Nervenzellen. Die Großhirnrinde ist stark gefaltet, vergleichbar einem Taschentuch in einem Becher. So entstehen zahlreiche Windungen (Gyri), Spalten (Fissurae) und Furchen (Sulci). Ausgefaltet beträgt die Oberfläche des Cortex ca 1.800 cm2.
Apraxie
Apraxie/-/apraxia
Schwierigkeit, eine zielgerichtete Bewegung auszuführen, wie das Greifen eines Glases oder das Schneiden mit der Schere. Je nach Form der Apraxie können aber auch die Sprache oder die Mimik betroffen sein. Ursache ist nicht Muskelschwäche oder Lähmung, sondern die Schädigung eines oder mehrerer Hirnareale, z.B. als Folge eines Schlaganfalls. In anderen Fällen ist sie hingegen bereits angeboren.