Question to the brain

Kann man durch positives Denken psychisch krank werden oder Probleme bekommen?

Questioner: Martin Gerwin

Published: 02.12.2018

Positives Denken wird allgemein als positiv betrachtet. Doch kann man durch positives Denken psychisch krank werden oder mentale Probleme bekommen?

The editor's reply is:

Antwort von Dr. Elke Rohmann, Privatdozentin für Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum: Positives Denken wird oft mit Optimismus gleichgesetzt. Man erwartet Gutes, beispielsweise Erfolg in einer Prüfung oder, dass die Liebesbeziehung, auf die man sich einlässt, schon gut gehen wird. Ein anderes Beispiel ist, dass jemand eine positive Entwicklung der Aktien erwartet, die er gekauft hat. Man erwartet ein Erfolgserlebnis.

In der Regel ist Optimismus – bezogen auf die mentale Gesundheit – etwas Gutes. Wenn man etwas Positives erwartet, richtet man sich auch selbst danach aus und strengt sich an, damit dieses positive Ergebnis auch eintritt. Ganz konkret kann das so aussehen: Wenn Sie eine Prüfung abzulegen haben und Sie denken positiv darüber, dann führt das im Idealfall dazu, dass Sie sich gut darauf vorbereiten und die Prüfung gut bewältigen. Eine Studie zeigt, dass optimistische Personen nach einer Bypassoperation weniger Komplikationen haben, sich schneller wieder bewegen und schneller genesen.

Pessimisten hingegen geben eher auf und zweifeln daran, ob das was sie tun überhaupt Irgendetwas bringt. Erfolge führen sie häufig nicht auf die eigenen Fähigkeiten zurück. Haben sie zum Beispiel eine Klausur gut geschrieben, glauben sie, dass sie dieses Mal Glück hatten. Sie schätzen ihre eigene Leistung nicht wert. Dies und ständiges An-sich-selbst-Zweifeln kann die mentale Gesundheit beeinträchtigen. So hängt Pessimismus mit Depressionen zusammen. Optimismus steht dagegen im Zusammenhang mit einer höheren Lebensqualität und weniger Depressionen.

Optimismus kann aber auch riskant sein: Sieht man die Dinge zu sehr durch eine rosarote Brille – man spricht dann von unrealistischem Optimismus – besteht die Gefahr sich selbst zu schädigen. Wenn man beispielsweise mit abgefahrenen Reifen fährt, weil man optimistisch ist und denkt, dass schon alles gut gehen wird, kann das dazu führen, dass man einen Unfall hat. Optimismus kann somit auch leichtsinnig machen.

Das kann auch Folgen für die mentale Gesundheit haben: Erwartet man im Studium nur Bestnoten, bereitet sich aber nicht gut auf die Prüfungen vor, weil man meint, dass man sowieso schon alles kann, besteht die Gefahr, enttäuscht zu werden. Man fährt den erwarteten Erfolg nicht ein. Auf Dauer erlebt man so Misserfolge und Enttäuschungen, die die psychische Gesundheit beeinträchtigen können – vor allem, wenn sie wiederholt auftreten. Depressionen und Ängste können die Folge sein.

Wichtig ist also, eine realistische Erwartungshaltung mit einer optimistischen Tönung zu haben und entsprechende Handlungen in die Wege zu leiten. Das meinen wir, wenn wir von realistischem Optimismus sprechen.

Aufgezeichnet von Nicole Paschek

Depression

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Phasenhaft auftretende psychische Erkrankung, deren Hauptsymptome die traurige Verstimmung sowie der Verlust von Freude, Antrieb und Interesse sind.

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