K.o. im Kopf - Ein Leitfaden für Patienten

Kopfschmerz - Leitfaden für Patienten
Author: Susanne Donner

Scientific support: Dr. Lars Neeb

Published: 05.02.2017

Difficulty: easy

Das Wichtigste in Kürze
  • Nur selten steht hinter Kopfschmerzen eine gefährliche Erkrankung, die rasch behandelt werden muss.
  • Einige Hausmittel haben sich bewährt. Schmerzmittel und andere Medikamente lindern die Schwere und Häufigkeit der Attacken.
  • Um die eigene Erkrankung besser einschätzen zu können und beim Arzt zu dokumentieren, sollten Sie ein Kopfschmerztagebuch schreiben.
  • Eine Psychotherapie kann die medikamentöse Behandlung unterstützen.
  • Vorbeugen vor der nächsten Attacke heißt das Motto der Therapie für viele Kopfschmerzpatienten. Vor allem regelmäßige Bewegung, Entspannungstechniken und Stressmanagement wirken sich günstig aus.

Wie ein heraufziehendes Unwetter kündigen sich die Schmerzen an. Die Wahrnehmung verengt sich. Licht und Lärm zehren plötzlich an Ihren Nerven. Und dann beginnt die Pein: Der Kopf fühlt sich an, als klemmte er in einem Schraubstock und würde gleich bersten. Übelkeit kommt auf. Eine solch typische Migräneattacke ist ein großes Elend und gehört zu den über 240 Kopfschmerzarten, welche die Internationale Kopfschmerzgesellschaft aufführt.

Die Schmerzen können selbst die Erkrankung darstellen oder aber Folge einer anderen Erkrankung sein. Ärzte sprechen dann vom sekundären Kopfschmerz. So grausam die Schmerzen sein können, ein Stechen hinter dem Auge, ein Pochen und Bohren hinter der Stirn oder ein Druck auf dem ganzen Schädel – in den seltensten Fällen steckt ein bedrohliches Leiden dahinter.

Nur selten: Schnell zum Arzt

Um zu erkennen, wenn Eile geboten und sogar ein Besuch in einer Notaufnahme angebracht ist, hat die amerikanische Kopfschmerzgesellschaft die wichtigsten Merkmale auf eine einfache Formel namens “SNOOP” gebracht. “S” bedeutet dabei “systemisch” und meint, dass neben den Kopfschmerzen der ganze Körper betroffen ist etwa mit Fieber. “N” steht für “neurologische Symptome”. Wenn Sie also zusätzlich verwirrt sind, nicht mehr die richtigen Worte finden, Ihnen schwindelig wird oder Sie einige Gliedmaßen nicht mehr richtig spüren oder bewegen können, sollten Sie sich in eine Notaufnahme begeben. Es könnte ein Schlaganfall dahinterstecken. Das “O” für “onset” ist ebenfalls ein Alarmsignal. Gemeint ist das schlagartige Einsetzen des Schmerzes, weshalb auch vom Donnerschlagkopfschmerz die Rede ist. Es kann von einer Gefäßaussackung (Aneurysma) im Kopf herrühren, die geplatzt ist. Das zweite “O” steht für “older” und damit für ein höheres Alter. Wenn Sie über fünfzig sind und zum ersten Mal länger oder stärker unerklärliche Kopfschmerzen haben, sollten Sie zum Arzt gehen. Der letzte Buchstabe, das “P” stammt von “pattern” für Muster und bedeutet, dass sich die Art des Kopfschmerzes verändert, etwa statt des gewohnten Spannungsgefühls tritt plötzlich ein Bohren auf. Dahinter kann eine neue Erkrankung stehen, was ein Arzt abklären sollte.

Sonst gilt: Kopfschmerzen hat jeder hin und wieder. Oft stecken dahinter die so genannten Bagatellkopfschmerzen. Eine Party mit zu viel Alkohol rächt sich, genauso zu viel Arbeit am Bildschirm oder auch Stress.

Doch manche Kopfschmerzen kehren immer wieder, werden chronisch und lassen sich nicht so einfach erklären. Werden sie zur Qual, sollten Sie zu einem Neurologen oder besser noch in eine Kopfschmerzambulanz gehen. Dreizehn solcher Zentren gibt es in Deutschland, vor allem in größeren Städten. Dort stellen Ihnen spezialisierte Ärzte eine maßgeschneiderte Behandlung zusammen.

Schlaganfall

Schlaganfall/Apoplexia cerebri/stroke

Bei einem Schlaganfall werden das Gehirn oder Teile davon zeitweilig nicht mehr richtig mit Blut versorgt. Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und dem Energieträger Glukose. Häufigster Auslöser des Schlafanfalls ist eine Verengung der Arterien. Zu den häufigsten Symptomen zählen plötzliche Sehstörungen, Schwindel sowie Lähmungserscheinungen. Als Langzeitfolgen können verschiedene Arten von Gefühls– und Bewegungsstörungen auftreten. In Deutschland ging 2006 jeder dritte Todesfall auf einen Schlaganfall zurück.

Hilfe aus der Hausapotheke

Wer Kopfschmerzen hat, kann und weiß sich während der Attacke jedoch oft auch selbst zu helfen. Das eine oder andere Hausmittel hat sich in Studien bei bestimmten Patienten bewährt. Beim Spannungskopfschmerz etwa kann oftmals Pfefferminzöl helfen, das auf Stirn oder Nacken aufgetragen wird. Andere können die Heftigkeit der Attacke dämpfen, indem sie einen starken Ingwertee trinken, dessen Inhaltsstoffe entzündungshemmend wirken. Das wohl bekannteste Hausmittel im Volksmund ist Kaffee mit einem Glas frisch gepressten Zitronensaft danach, womit dem Körper vor allem Koffein und Magnesium zugeführt wird, was den schmerzlindernden Effekt erklären könnte. Zur vorbeugenden Behandlung der Migräne – aber nicht gegen die Attacken selbst – listen die Leitlinien schließlich hochdosiertes Magnesium auf.

Leider helfen Hausmittel aber meist nur bei leichteren Kopfschmerz-Attacken. Viele Menschen nehmen deshalb Schmerzmittel, und auch das hat sich durchaus bewährt. Präparate auf Basis von Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und eine Kombination aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein empfehlen die Leitlinien bei den zwei häufigsten Kopfschmerzarten, der Migräne und dem Spannungskopfschmerz. Die bevorzugten Arzneimittel zur Behandlung von Migräneattacken und Clusterkopfschmerzen sind Triptane. Diese Medikamente, von denen in Deutschland sieben verschiedene erhältlich sind, helfen jeweils mehr als der Hälfte der Patienten, besonders, wenn sie früh in der Attacke eingenommen werden.

Bei sehr häufigen Kopfschmerzen werden zusätzlich zur nicht-medikamentösen Vorbeugung von den Fachgesellschaften Arzneien empfohlen, die nachweislich die Zahl der Attacken senken können: Mittel der ersten Wahl sind die Betablocker Propranolol und Metoprolol, der Calziumantagonist Flunarizin sowie die Antikonvulsiva Valproinsäure und Topiramat

So hilfreich die Schmerzmittel beim gelegentlichen Gebrauch sein können, so riskant können sie bei dauerhaftem Gebrauch werden. Ohne ausdrücklichen Rat des Arztes sollte niemand an mehr als zehn Tagen im Monat diese Tabletten schlucken, da sie selbst den Schmerz auslösen können. Diesen medikamentenbedingten Kopfschmerz können Ärzte dann oft nur noch durch einen Medikamentenentzug im Krankenhaus behandeln.

Tagebuch schreiben

Damit es soweit erst gar nicht kommt, empfiehlt es sich, ein Schmerztagebuch zu führen, in dem Sie die Stärke und Art des Schmerzes, die Begleitsymptome, die Dauer beschreiben, und auch, was Sie dagegen unternommen haben.. Einige Webseiten bieten vorgefertigte Tagebücher an, die Ihnen Arbeit ersparen und helfen, keine wichtigen Informationen zu vergessen. Die Dokumentation können Sie dem Arzt übergeben, damit er ein objektives Bild Ihrer Verfassung bekommt. Außerdem kann er so herausfinden, welche Medikamente Ihnen am besten helfen.

Wenn die Kopfschmerzen Ihren Alltag deutlich einschränken und in klarem Zusammenhang mit Ihrer Lebensführung stehen, etwa bei Stress häufiger auftreten, lohnt es sich oft, einen Psychologen oder Psychotherapeuten zu Rate zu ziehen. Zwar ist Kopfschmerz keine psychische Erkrankung im klassischen Sinn, aber sie ist wie die meisten Erkrankungen seelisch und mental beeinflusst. Ein Psychologe kann die Zusammenhänge aufdecken und Verhaltensänderungen anregen, die zu weniger Attacken führen und diese erträglicher machen. Etwa können Entspannungstechniken, Bewegung und ein bewusster Umgang mit Stress dazu führen, dass sich die Beschwerden bessern. Dies kann die medikamentöse Behandlung, zu der ein Arzt bei starken Kopfschmerzen oft raten wird, ergänzen. Eine Psychotherapie hilft auch, Ängste abzubauen, wenn viele Gedanken um die Erkrankung kreisen.

Bewegung beugt vor

Die meisten Patienten werden ihre Schmerzen nicht vollständig los, denn eine ursächliche Therapie existiert noch nicht. Die Behandlung hilft jedoch, die Zahl der Attacken zu vermindern und die Lebensqualität erheblich anzuheben. Ein wichtiges Ziel der Therapie ist auch, einer neuen Attacke vorzubeugen.

Ärzte empfehlen für diese Prophylaxe zwei bis drei Mal pro Woche Sport. Das kann Joggen oder Schwimmen oder eine andere Bewegungsform entsprechend Ihrer Vorliebe sein. Nur Extrembelastungen können manchmal sogar Kopfschmerzen auslösen und sind für Sie deshalb nicht die perfekte Freizeitbeschäftigung. Damit sich der Alltagsstress für Sie im Rahmen hält, sollten sich Anspannung und Entspannung die Waage halten. Neben dem Chillen auf dem Sofa eignen sich dafür verschiedene Methoden. Probieren Sie doch die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Autogenes Training, Qi Gong, Massagen und die Meditation aus. Nichts dabei? – Dann kann auch das Zelebrieren einer schönen Tätigkeit Ihnen die nötige Ruhe spenden – etwa lange zu baden, zu kochen oder Musik zu hören.

Sie können Ihre Erfahrungen auch mit anderen Betroffenen teilen. Im Internet gibt es zahlreiche Selbsthilfegruppen, etwa die Gruppe “Kopfweh”, der in Österreich beheimateten Webseite. Sie trifft sich virtuell und real. Clusterkopfschmerzpatienten verabreden sich in unregelmäßigen Abständen auf Initiative des Bundesverbands der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfegruppen. Schließlich bietet auch die Migräneliga auf ihren Webseiten eine Onlinesuche, um eine Selbsthilfegruppe in der Nähe zu finden.

zum Weiterlesen:

  • Kopfschmerzen.NET - Alles was Sie über Kopfschmerzen wissen sollten; zur Webseite
  • Portal über Kopfschmerzen, mit Informationen, Tipps und wichtigen Adressen; zur Webseite
  • Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG); zur Webseite
  • Deutsches Krebsforschungszentrum; URL: http://www.dkfz.de/de/index.html / [Stand 23.09.2014]; zur Webseite
  • Medienpsychologie. Ein Lehrbuch für die Praxis, hg. von Michaela Mönch, Frankfurt (1996)
  • Mösgen, Peter: Selbstmord oder Freitod? Das Phänomen des Suizides, Eichstätt (1999)
  • Hermann, Günther: Das Medienzeitalter. Monopolisten auf dem Vormarsch, Süddeutsche Zeitung, Nr. 237 vom 13./14. Oktober 2001, S. 2
  • Zickgraf, Arnd: Wer trauert, darf auch lachen, Zeit Online, 18.01.2013 (zum Text)

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