Eindringlinge

Grafik: MW

Oder: Attacke auf’s Gehirn!

Kein Organ des Körpers ist besser geschützt als das Gehirn: Der Schädelknochen ist zäh, die Blut-Hirn-Schranke kaum zu durchdringen. Gut so, schließlich ist das Gehirn das Zentrum unseres Seins: Wir bewohnen es. Doch die Welt ist ein finsterer Ort und alles, was lebt, dient irgendjemand anderem als Nahrung, Behausung, Wirt. Das beschränkt sich nicht auf Viren oder Bakterien – und auch nicht auf Haut und Darm: Manche neurotrope Viren, Parasiten, Amöben und sogar Würmer finden ihren Weg auch ins Gehirn.
Ein besonders beliebtes Vehikel sind Insekten, eine Etappe auf dem Weg in den Magen des Endwirts. Der Parasit verändert dafür das Verhalten des Zwischenwirtes, Ziel ist dessen Selbstmord. So macht es etwa die Larve des kleinen Leberegels, die Ameisen ins Gras beißen lässt. Ähnlich treibt es Toxoplasma gondii: Der Parasit nimmt der Maus die Angst vor der Katze, um, genau, leichter in deren Magen zu kommen. Oder vom Schimpansen in den des Leoparden, die Art ist egal.

Tollwut manifestiert sich in emotionalen Hirnstrukturen von Säugern, Mikroorgansimen wandern den Riechnerv entlang und fressen sich durch das Gehirn. Genauso wie fehlgefaltete Proteine, sie stecken hinter dem Wahnsinn bei Rindern und Scrapie bei Schafen. Durch Kuru wurden sie in West-Papua bekannt, wo Menschen noch im 20. Jahrhundert aus rituellen Gründen die Gehirne der Verstorbenen aßen. Selbst neurodegenerative Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer könnten im Darm beginnen. Umgekehrt, um auch mal etwas Positives zu sagen, können wohl die richtigen Fäkalbakterien Ängste und Depression reduzieren.

Doch insgesamt beschäftigen wir uns in hier mit Gruseligem. Dazu gehört auch Feinstaub durch Luftverschmutzung. Und Long Covid. Die Welt ist ein finsterer Ort und dieses Thema nichts für schwache Nerven.

Falls Sie mutig genug sind, beginnen Sie mit dem Text von Nora Schultz über Fremde Wesen im Kopf
 

Blut-Hirn-Schranke

Blut-Hirn-Schranke/-/blood brain barrier

Eine selektiv durchlässige Membran, die von den Zellen in den Wänden der kapillaren Blutgefäße im Gehirn gebildet wird. Sie verhindert das Eindringen von Schadstoffen über das Blut, erlaubt jedoch den Übergang von Nährstoffen aus dem Blut ins Gehirn.

Emotionen

Emotionen/-/emotions

Unter „Emotionen“ verstehen Neurowissenschaftler psychische Prozesse, die durch äußere Reize ausgelöst werden und eine Handlungsbereitschaft zur Folge haben. Emotionen entstehen im limbischen System, einem stammesgeschichtlich alten Teil des Gehirns. Der Psychologe Paul Ekman hat sechs kulturübergreifende Basisemotionen definiert, die sich in charakteristischen Gesichtsausdrücken widerspiegeln: Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel.

Neurodegeneration

Neurodegeneration/-/neurodegeneration

Sammelbegriff für Krankheiten, in deren Verlauf Nervenzellen sukzessive ihre Struktur oder Funktion verlieren, bis sie teilweise sogar daran zugrunde gehen. Vielfach sind falsch gefaltete Proteine der Auslöser – wie etwa bestimmte Formen der Eiweiße Beta-​Amyloid und Tau im Falle von Alzheimer. Bei anderen Krankheiten, beispielsweise bei Parkinson oder Chorea Huntington, werden Proteine innerhalb der Neurone nicht richtig abgebaut. In der Folge lagern sich dort toxische Aggregate ab, was zu den jeweiligen Krankheitserscheinungen führt. Während Chorea Huntington eindeutig genetisch bedingt ist, scheint es bei Parkinson und Alzheimer allenfalls bestimmte Ausprägungsformen von Genen zu geben, welche ihre Entstehung begünstigen. Keine dieser neurodegenerativen Erkrankungen kann bisher geheilt werden.

Depression

Depression/-/depression

Phasenhaft auftretende psychische Erkrankung, deren Hauptsymptome die traurige Verstimmung sowie der Verlust von Freude, Antrieb und Interesse sind.