Ohne geht nicht

„Ich hab’s versucht, ich komme ohne Dich nicht aus. Warum auch – Du gefällst mir ja.“
 

Die Wörter „Sucht“ und „Suche“ liegen nur einen Buchstaben auseinander. Doch der Eindruck trügt, der Ursprung von „Sucht“ liegt im „Siechen“, also in der Krankheit. Evolutionär betrachtet ergibt die Wortverwandtschaft allerdings durchaus Sinn: Zur Erhaltung seiner selbst muss der Organismus sich ernähren, zur Erhaltung der Art sich fortpflanzen. Damit er also aktiv nach Nahrung und paarungswilligen Partnern sucht, hat ihm die Evolution eine Karotte vor die Nase gehängt: Das Belohnungssystem sorgt dafür, dass wir uns wohlfühlen, sobald wir essen oder lieben. 

Allerdings kam mit unserem großen Gehirn auch eine große Kreativität, nicht zuletzt in Sachen Wohlgefühle: Alkohol, Nikotin und Morphine sind nur eine kleine Auswahl von Substanzen, die zuverlässig für Belohnung sorgen – völlig an der Evolution vorbei. Manche wirken stärker, manche schwächer, aber alle so, dass man sich leicht an sie gewöhnen kann. Und aus der Gewohnheit allein nur schwer wieder herausfindet. Das Belohnungssystem wurde gekapert und damit ändert sich auch das Ziel der alltäglichen Suche.

Es ist noch nicht so lange her, da galt die Sucht als Charakterschwäche und der „wahre Mann“ entsprechend als immun. Heute hat sich das glücklicherweise geändert, inzwischen betrachten wir Sucht etymologisch korrekt als eine Krankheit, die einiges mit den Genen und viel mit den Umständen zu tun hat. Eine Krankheit, die jeder im falschen Moment „lernen“ kann. Doch aus der hinaus es zum Glück immer bessere Wege gibt. 

In einer Kooperation mit dem DFG-Transregio 265, an dem neben der Berliner Charité auch die Universität Heidelberg und die Technische Universität Dresden beteiligt sind, bringen wir Sie hier auf den neuesten wissenschaftlichen Stand. Eine Einführung bietet Janosch Deeg mit dem Artikel ▸ Im Gefängnis der Gelüste.